Um Chinas selbst auferlegte Verpflichtung, bis 2060 CO2-neutral zu sein, realisieren zu können, wurde durch die National Development and Reform Commission ein 24 Projekte umfassendes Modellprogramm für Revitalisierung gestartet. Im Zuge dessen haben MVRDV einen 1994 errichteten Büroturm in einen farbenfrohen Wolkenkratzer mit Hotelnutzung sowie einem breiten Angebot für das Wohl von Frauen und Kindern transformiert. Probleme beim Brandschutz und schlechte energetische Werte ließen das Projekt zuvor lange leer stehen.
Das nachhaltige und wirtschaftliche Konzept von MVRDV sah vor, den Bestand ohne größere strukturelle Eingriffe umzugestalten und nur möglichst kleine Ergänzungen vorzunehmen. Der Fokus lag dabei insbesondere auf der neuen Fassade und einigen räumlichen Anpassungen. Die einen Meter tiefen, vorgelagerten Aluminiumrahmen der Fassade schützen nicht nur vor Blicken von außen, sondern reduzieren auch die Sonneneinstrahlung und die damit verbundene Aufheizung des Gebäudes. Gleichzeitig kann noch immer ausreichend natürliches Licht und frische Luft ins Innere gelangen.
Dort finden sich auch die bunten Farben der Fassade wieder. Gelb, Orange, Rosa und Grün leiten die Besucher:innen durch das Gebäude und schaffen eine freundliche Atmosphäre. Die Verortung der verschiedenen Nutzungs-einheiten wie unter anderem Bibliothek, Kindertheater oder Erlebnishalle wird durch die Farbe auch nach außen kommuniziert. Die Einrichtungen für Frauen und Kinder heben sich im farbenfrohen Sockel optisch deutlich von der darüber liegenden Hotelnutzung ab.
Vor dem Gebäude wurden physische und visuelle Barrieren beseitigt, der frühere Parkplatz im Innenhof wurde in einen belebten, öffentlichen Raum mit Spielplatz, Cafés und Restaurants umgewandelt. Durch den schwellenlosen Zugang und das vielschichtige Raumprogramm fungiert das Projekt bereits nach kurzer Zeit als soziales Zentrum in der geschäftlich geprägten Umgebung.
Durch die Revitalisierung des Gebäudes konnten 80 Prozent der ursprüng-lichen Betonstruktur erhalten und wiederverwendet werden. Das dadurch ein gesparte CO2 entspricht ungefähr der Menge, die bei knapp 12.000 Flügen zwischen Amsterdam und Shenzhen entsteht. Es ist davon auszugehen, dass in der wirtschaftlich florierenden und dadurch schnell wachsenden Metropole bereits in nächster Zeit analog zu diesem Projekt eine Vielzahl an adaptiven Umnutzungen von Gebäuden derselben Ära erfolgen wird.